Zweiter Schlesischer Krieg (1744-1745)

Durch den Zweiten Schlesischen Krieg wurde der Konflikt zwischen Preußen und Österreich fortgesetzt.

Der Krieg dauerte von 1744 bis 1745.

Vorgeschichte des Zweiten Schlesischen Krieges

Nach dem für Preußen erfolgreichen Verlauf des Ersten Schlesischen Krieges von 1740 bis 1742 hielt der ausgehandelte Frieden nicht lange.

Durch den Frieden von Berlin vom 28. Juli 1742 fielen Preußen die schlesischen Gebiete Oberschlesien, Niederschlesien sowie die Grafschaft Glatz zu.

Damit hatte Preußenkönig Friedrich II. den größten Teil Schlesiens erlangt.

Für Österreich blieben nur einige Städte wie Troppau und Jägerndorf übrig.

Österreichs Monarchin Maria Theresia kam der Frieden aber durchaus gelegen, weil ihr Thron durch Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (1697-1745) bedroht und sie in den Österreichischen Erbfolgekrieg verwickelt wurde.

Weil die männliche Linie der Habsburger ausgestorben war, trat Karl Albrecht als Karl VII. die Nachfolge zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches an.

Um den Einfluss der Habsburger innerhalb des Reiches zu sichern, wurde Bayern auf Befehl Maria Theresias 1742 unter die Verwaltung Österreichs gestellt.

Darüber hinaus verbündete sich Maria Theresia mit England und Sardinien-Piemont.

Nachdem Maria Theresia ihre Herrschaft abgesichert hatte, wuchs in Friedrich die durchaus berechtigte Sorge, dass die Österreicher nun versuchen würden, Schlesien wieder zurückzuerobern.

Darüber hinaus sah sich Preußen einer großen Koalition von Gegnern wie Österreich, Großbritannien, Sardinien-Piemont und den Niederlanden gegenüber.

Aus diesem Grund schloss der Preußenkönig seinerseits Bündnisse mit Frankreich, Spanien, Schweden, Neapel, Sachsen, Kurköln, der Kurpfalz und Bayern durch den Nymphenburger Vertrag vom 5. Juni 1744.

Zu Friedrichs Leidwesen gelang es ihm nicht, Russland auf Dauer für ein Bündnis zu gewinnen, wenngleich es 1743 zu einem Verteidigungsbündnis kam.

Friedrich greift an

Gestärkt durch seine Bündnisabschlüsse setzte Friedrich II. alles auf eine Karte und beschloss, seinen Gegnern zuvorzukommen. Dabei hoffte er, den Feldzug rasch zu Ende bringen zu können.

Am 15. August 1744 ließ er seine Truppen in Stärke von rund 80.000 Soldaten in Böhmen einmarschieren. Damit hatte der Zweite Schlesische Krieg begonnen.

Zur gleichen Zeit marschierten preußische Verbände unter dem Kommando von General von der Marwitz in Mähren ein.

Zunächst wurde Prag zwei Wochen lang belagert. Am 16. September 1744 fiel die Stadt.

Die Österreicher taktierten geschickt und wichen den Preußen aus, indem sie sich immer weiter ins Landesinnere zurückzogen.

Für die Preußen bedeutete dies den Nachteil, dass sich ihre Nachschublinien deutlich verlängerten.

Die Österreicher setzten die Preußen durch Angriffe auf deren Nachschub unter Druck.

Zu einer größeren Schlacht kam es jedoch nicht.

Entwickelt hatte diese Taktik der österreichische Feldmarschall Otto Ferdinand von Abensperg und Traun (1677-1748).

Sogar König Friedrich bewunderte Traun und nannte ihn einen „Lehrer der Kriegskunst“.

Weil das preußische Heer sich nicht mehr ausreichend versorgen ließ und die Anzahl der Fahnenflüchtigen stetig zunahm, blieb Friedrich nichts anderes übrig, als sich zum Jahresende aus Böhmen wieder zurückzuziehen.

Ebenso vertrieben die Österreicher die Preußen aus Mähren.

Für den jungen Preußenkönig bedeutete dies eine Niederlage.

Im Januar 1745 wurde die Lage für Preußen noch bedrohlicher, weil Österreich, Großbritannien, Sachsen und die Niederlande eine Quadrupelallianz bildeten.

Darüber hinaus starb am 20. Januar Kaiser Karl VII. und Österreich näherte sich dank britischer Vermittlung Russland an.

Gegenoffensive der Österreicher und Schlacht bei Hohenfriedberg

Ende Mai 1745 holten die Österreicher zum Gegenschlag aus und griffen mit 72.000 Mann unter dem Befehl von Karl Alexander von Lothringen (1712-1780) über das Riesengebirge Schlesien an.

Am 4. Juni 1745 prallten die Streitkräfte Österreichs und Sachsens sowie Preußens bei der Schlacht bei Hohenfriedberg zusammen.

Friedrich der Große hatte seine Truppen von 65.000 Soldaten in der Nähe der Stadt Frankenstein gesammelt.

Bis zum 3. Juni drangen die Österreicher über das Gebirge bis zum Nordosten von Hohenfriedberg vor und richteten auf dem Galgenberg ihren Befehlsstand ein.

Friedrich gab nun Order zum Gegenangriff und besiegte die Kavallerie der mit Österreich verbündeten Sachsen.

Geprägt wurde die Schlacht bei Hohenfriedberg durch erbitterte Reiterkämpfe.

Trotz hoher Verluste gelang den Preußen schließlich der Durchbruch durch die österreichischen Linien. Als ein bayerisches Dragonerregiment die Österreicher und Sachsen überraschte, hatte sich das Blatt zugunsten Friedrichs gewendet.

Die Verluste Österreichs betrugen 1821 gefallene Soldaten und 2856 Verwundete. Außerdem waren 5655 Österreicher in Gefangenschaft geraten.

Die Sachsen hatten 2029 Gefallene und Gefangene zu beklagen sowie 915 Verwundete.

Auf Seiten Preußens fielen 4554 Soldaten und 183 Offiziere.

Friedrich II. stattete den gefangenen gegnerischen Offizieren auf dem Galgenberg einen Besuch ab.

Es wird erzählt, dass der Monarch, inspiriert durch die Schlacht, den Hohenfriedberger Marsch komponierte. Seine Urheberschaft wird jedoch bezweifelt.

Durch den Sieg bei Hohenfriedberg konnte Friedrich II. die Offensive der Österreicher stoppen.

Schlacht bei Soor

Einen weiteren Erfolg errangen die Preußen am 30. September 1745 durch die Schlacht bei Soor in der Nähe des böhmischen Trautenau.

Nach der Niederlage bei Hohenfriedberg hatten sich die Österreicher und Sachsen nach Böhmen zurückziehen müssen und wurden von Friedrich verfolgt. Es kam jedoch nur zu einzelnen Scharmützeln.

Friedrich sah sich erneut Versorgungsschwierigkeiten ausgesetzt, sodass er an die böhmische Grenze zurückkehren musste.

Der österreichische Befehlshaber Karl von Lothringen wurde von Maria Theresia zur Offensive gedrängt. Karls Armee war jedoch geschwächt und ging vorsichtig vor.

Nach längerer Vorbereitung begannen die Österreicher und Sachsen am Morgen des 30. September schließlich mit dem Angriff.

Friedrich und seine Truppen hielten jedoch stand und konnten den Rückzug sichern.

Die Österreicher verloren über 7200 Soldaten und 214 Offiziere, während die Preußen 3766 Soldaten und 145 Offiziere einbüßten.

Karl von Lothringen war gezwungen, den Rückzug anzutreten, und die Preußen konnten zumindest einen wichtigen moralischen Sieg verbuchen.

Sämtliche gegnerischen Vorstöße in Richtung Berlin konnten zurückgeschlagen werden.

Entscheidender Sieg bei Kesselsdorf

Die Entscheidung im Zweiten Schlesischen Krieg brachte schließlich die Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745.

Nach dem gescheiterten Versuch der Österreicher und Sachsen, in das preußische Kernland vorzudringen, ging der preußische Generalfeldmarschall Fürst Leopold von Dessau (1676-1747) mit 30.000 Soldaten zum Angriff auf Sachsen über.

Zum Schutz der sächsischen Hauptstadt Dresden sammelten sich die österreichisch-sächsischen Truppen mit rund 31.000 Mann bei dem kleinen Ort Kesselsdorf.

Der „Alte Dessauer“, wie Fürst Leopold auch genannt wurde, ließ sich davon jedoch nicht abschrecken und griff am 15. Dezember mit seinen Truppen an.

Zunächst konnten Sachsen und Österreicher die Preußen zwei Mal zurückschlagen und ihnen hohe Verluste zufügen.

Als die österreichisch-sächsischen Streitkräfte jedoch zur Verfolgung antraten, führte dies zur Auflösung ihrer Verteidigungslinien.

Die preußische Kavallerie schlug die gegnerischen Truppen zurück, sodass die Preußen die zurückflutenden feindlichen Streitkräfte bis nach Kesselsdorf hinein verfolgten und deren Geschützbatterien erstürmten.

Die Sachsen und Österreicher zogen sich ungeordnet zurück, sodass der Alte Dessauer seinen letzten großen Sieg verbuchen konnte.

Am 18. Dezember marschierte Friedrich II. mit seinen Truppen in Dresden ein.

Österreich und Sachsen waren nun gezwungen, Frieden zu schließen.

Frieden von Dresden

Da Sachsen um Frieden bat und England vermittelte, entschloss sich auch Maria Theresia zu Verhandlungen mit Friedrich, der ebenfalls froh über die Beendigung des Krieges war, weil er befürchtete, dass Russland zugunsten Österreichs eingreifen könnte.

Am 25. Dezember 1745 kam es zum Frieden von Dresden. Dabei wurde der 1742 geschlossene Frieden von Berlin bestätigt, sodass Preußen Schlesien behalten konnte.

Auf der anderen Seite erkannte Friedrich, der von nun an „der Große“ genannt wurde, Maria Theresias Gemahl Franz I. (1708-1765) als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches an.

Sachsen musste eine Kriegsentschädigung in Höhe von einer Million Talern an Preußen leisten.

Trotz des Friedensschlusses schwelte der Konflikt weiter und es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis es 1756 erneut zu einem militärischen Konflikt um Schlesien kam, der als Siebenjähriger Krieg in die Geschichte einging.