Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) war König von Preußen und Vater von Friedrich dem Großen.
Friedrich Wilhelm I. zählte zu den bekanntesten Preußenkönigen.
Das Verhältnis zu seinem Sohn und Nachfolger Friedrich dem Großen bzw. Friedrich II. wurde von schweren Konflikten geprägt.
Wer war Friedrich Wilhelm I.?
Friedrich Wilhelm I. wurde wegen seiner Vorliebe für das Militärische als ‚Soldatenkönig‘ bekannt und baute Brandenburg-Preußen zu einer schlagkräftigen Militärmacht aus.
Zugleich ließ er das Land zu einem effizienten Merkantilstaat aufsteigen. Dabei schreckte er auch vor drastischen Sparmaßnahmen bei Hofe nicht zurück.
Wegen seiner vielen inneren Reformen nannte man ihn auch „Preußens größter innerer König“.
Herkunft Friedrich Wilhelms I.
Geboren wurde Friedrich Wilhelm I. am 14. August 1688 im Schloss zu Berlin-Cölln.
Er entstammte dem Haus Hohenzollern und war der Sohn des Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich III. (1657-1713), der im Jahr 1701 zum ersten preußischen König Friedrich I. aufstieg.
Friedrich Wilhelms Mutter war Sophie Charlotte Herzogin von Braunschweig und Lüneburg (1668-1705).
Für Friedrich I. war Friedrich Wilhelm I. der lang erhoffte Thronfolger, zumal sein älterer Sohn Friedrich August schon zwei Jahre zuvor gestorben war.
Im Unterschied zu seinem Vater besaß Friedrich Wilhelm eine kräftige Statur.
Seine ersten Lebensjahre verbrachte der kleine Friedrich Wilhelm in Hannover am Hof seiner Großmutter Sophie von Braunschweig-Lüneburg (1630-1714).
Bereits im Kindesalter kam die impulsive Art des Kurprinzen zum Vorschein. Dabei gebärdete er sich mitunter trotzig und widerspenstig.
Mit seinem älteren Cousin Georg August, der in späteren Jahren König von Großbritannien wurde, vertrug er sich so schlecht, dass er ihn mitunter sogar verprügelte, was zu einer langen Feindschaft zwischen den beiden führte.
Kindheit und Jugendjahre
Als Friedrich Wilhelm aus Hannover zurückkehrte, übernahm Madame de Roucoulle seine Betreuung als Gouvernante.
Weil die aus Frankreich stammende Hugenottin kein Deutsch konnte, lernte auch Friedrich Wilhelm I. nur schlichtes Deutsch, das von zahlreichen französischen Begriffen geprägt wurde.
In späteren Jahren fungierte Madame de Roucoulle auch als Gouvernante Friedrichs des Großen.
Friedrich Wilhelm zu erziehen war für die französische Gouvernante und ihre Gehilfin Eversmann keine leichte Aufgabe.
So machte ihnen der Kronprinz häufig Ärger und verschluckte sogar einmal eine Schuhschnalle, die er jedoch wieder ausscheiden konnte.
Als er eines Tages wegen seines schlechten Benehmens gezüchtigt werden sollte, schwang er sich kurzerhand auf die Fensterbrüstung des Raumes und drohte, sich in die Tiefe zu stürzen, wenn ihm die Strafe nicht erlassen würde.
Von seiner Mutter wurde Friedrich Wilhelm verwöhnt.
Gegen das strenge höfische Zeremoniell seines Vaters entwickelte er jedoch eine große Abneigung. Vor allem der Pomp bei Hofe widerte ihn an.
Auf Ablehnung stieß außerdem die künstlerisch-philosophische Lebensart seiner Mutter.
So entwickelte der Kurprinz bereits in frühen Jahren eine große Abneigung gegen die Lebensweise seiner Eltern.
Sophie Charlotte ordnete ab 1697 eine streng calvinistische Erziehung ihres Sohnes an, der bis dahin immer noch nicht lesen und schreiben konnte.
Gegenüber zahlreichen Sparten der Wissenschaft zeigte sich Friedrich Wilhelm jedoch äußerst ablehnend. Dabei wurde er gegenüber seinen Lehrern sogar handgreiflich.
Großes Verständnis brachte er dagegen für Staatsangelegenheiten auf.
Außerdem hatte er einen ausgeprägten Sinn für militärische Angelegenheiten.
1698 erhielt er von seinem Vater das Gut Wusterhausen, auf dem er sich mit den Grundsätzen einer erfolgreichen Bewirtschaftung vertraut machte.
Das Jagdschloss wurde zeit seines Lebens zu seinem Mittelpunkt, in den er sich stets zurückziehen konnte.
Auf dem Gut Wusterhausen stand dem Kurprinzen außerdem eine kleine Leibgarde zur Verfügung, die den Keim für die späteren „Langen Kerls“ bildete.
Aufstieg zum König
1701 wurde Friedrich Wilhelms Vater Friedrich I. König von Preußen, sodass er selbst zum Kronprinzen und Prinzen von Oranien aufstieg.
Auch sein persönliches Budget wurde deutlich aufgestockt.
Im Alter von 14 Jahren fand Friedrich Wilhelm Platz im Geheimen Staatsrat.
1704 erlangte er Volljährigkeit und baute das verwahrloste Gut Wusterhausen binnen zehn Jahren zu einem Schloss aus.
Bei Bildungsreisen in die Niederlande wurde Friedrich Wilhelms puritanisch-bürgerliche Sichtweise noch verstärkt.
Im Jahr 1705 verstarb seine Mutter.
Ein Jahr später erfolgte in Cölln an der Spree die Eheschließung mit Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg (1687-1757), mit der er insgesamt 14 Kinder hatte.
Seinen Vater bat Friedrich Wilhelm mehrmals um Urlaub an der Kriegsfront.
Im Juli 1706 ging sein Wunsch in Erfüllung, und er nahm im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges an einem Feldzug in Flandern teil.
Zu seinen glücklichsten Erlebnissen zählte die Schlacht bei Malplaquet 1709, der er seither jedes Jahr gedachte.
In den kommenden Jahren musste Friedrich Wilhelm aber auch das militärische Unvermögen Preußens erleben, als beispielsweise die Russen durch preußisches Gebiet zogen, ohne zuvor um Erlaubnis zu fragen.
Der Kronprinz gelangte daher zu der Auffassung, dass Preußen nur durch militärische Stärke seine Unabhängigkeit sicherstellen konnte.
Am 25. Februar 1713 verstarb König Friedrich I., und Friedrich Wilhelm I. wurde zum neuen preußischen König gekrönt.
Im Jahr zuvor, am 24. Januar 1712, war sein Sohn Friedrich II. zur Welt gekommen.
Gravierende Reformen
Im Unterschied zu seinem Vater machte Friedrich Wilhelm I. eine hausväterliche, hausbackene und spartanische Figur.
So wurde sein Leben durch Schlichtheit, Disziplin und Pflichterfüllung geprägt.
Gleich nach dem Regierungsantritt krempelte der neue König die teure Hofhaltung seines Vaters um und befahl größte Sparsamkeit.
Auf diese Weise konnte er ein schlagkräftiges Heer schaffen. Dabei erhöhte er die preußische Truppenstärke von 38.000 auf 80.000 Soldaten.
Unter Friedrich Wilhelms Herrschaft wandelte sich Preußen zu einem Militärstaat um.
Zu seinen Marotten zählten die sogenannten Langen Kerls, die man für sein Potsdamer Garderegiment oft unfreiwillig und mit Gewalt rekrutierte.
Die Langen Kerls wurden bewaffnet und hart gedrillt, wodurch sie zur preußischen Eliteeinheit aufstiegen.
Die preußische Verwaltung zentralisierte der Soldatenkönig, während er die Einwanderungspolitik seines Vaters fortsetzte, um die preußische Wirtschaft zu fördern.
Der Adel, der mitunter aufbegehrte, wurde in den Dienst der Monarchie gebracht. Dabei formte Friedrich Wilhelm aus dem Adel ein Offizierskorps, das sich dem Staat bedingungslos unterstellte.
Seinen Untertanen vermittelte der Soldatenkönig wichtige Tugenden wie Fleiß, Arbeitsmoral und Sparsamkeit.
Im Extremfall wurde dabei sogar auf den Rohrstock zurückgegriffen, wovon auch die Beamten nicht verschont blieben. Auf diese Weise sollte ein unbestechlicher preußischer Beamter geschaffen werden.
Friedrich Wilhelm I. lebte seinen Untertanen diese Tugenden durchaus vor.
Friedrich Wilhelm I. und die Erziehung seines Sohnes
Bei der Erziehung seines ältesten Sohnes, des Kronprinzen Friedrich II., den er Fritz nannte, versagte der Soldatenkönig jedoch komplett.
Das lag auch an dem Umstand, dass sich Vater und Sohn von ihrem Charakter her vollkommen voneinander unterschieden.
Verständnis füreinander war daher nicht möglich. So präsentierte sich Friedrich Wilhelm als puritanisch, fromm und bieder, während sein Sohn sehr sensibel war und sich für die Künste interessierte.
1721 stellte der König einen strengen Tagesplan für den jungen Fritz auf. Dieser sollte um Punkt 6 Uhr sogleich aus dem Bett aufstehen, das Morgengebet abhalten und sich dann rasch waschen und kämmen.
Bis 6.30 Uhr musste außerdem das Frühstück eingenommen werden.
Im Anschluss an den Gottesdienst erhielt Fritz von 7 bis 9 Uhr Geschichtsunterricht von seinem Lehrer. Danach gab es Unterricht in christlichem Glauben.
Friedrich Wilhelm sah weiterhin für seinen Sohn vor, dass er sich zwischen 10.45 und 11 Uhr das Gesicht und die Hände mit Wasser und Seife wusch und nach dem Pudern und Anziehen den König aufsuchte, bei dem er bis 14 Uhr blieb.
Danach ging der Unterricht bis 17 Uhr bei Lehrer Duhan weiter.
Um 17 Uhr begab sich Fritz nochmals zum König und durfte danach ausreiten und tun, was er wollte, „sofern es sich nicht gegen Gott richtete“.
An diesen Tagesplan hatte sich der junge Kronprinz jeden Tag zu halten. Nur für Mittwoch und Samstag war ein halber freier Tag vorgesehen.
Am Samstagmorgen musste sich Friedrich jedoch erst einem Test unterziehen, in dessen Rahmen er zeigte, was er in der Woche zuvor gelernt hatte.
Absolvierte er die Prüfungen nicht zur Zufriedenheit, fiel der freie Nachmittag aus, und der Thronfolger musste stattdessen üben.
Auf das Einhalten der strengen Vorschriften des Königs achteten die Lehrer, die den Kronprinzen zudem niemals alleine lassen durften.
Der Soldatenkönig wollte seinem Sohn mit dieser strengen Erziehung den Hang zu Trägheit, Überfluss und Verschwendung austreiben.
Auch falschen Stolz gedachte er vom jungen Fritz fernzuhalten. Vielmehr beabsichtigte er, Friedrich Demut und Mäßigkeit zu lehren.
Des Weiteren ordnete Friedrich Wilhelm an, dass sein Sohn Französisch- und Deutschunterricht erhielt. Das Erlernen von Latein schloss er jedoch ausdrücklich aus, da er es für eine unnütze, tote Sprache hielt.
Als wichtig sah der Soldatenkönig hingegen Friedrichs militärische und wirtschaftliche Ausbildung an. So sollte er die Eigenschaften eines Offiziers und Generals aufweisen.
Schwere Konflikte zwischen Vater und Sohn
Zum Missfallen seines Vaters entwickelte Kronprinz Friedrich jedoch Neigungen, die dem Soldatenkönig zutiefst verhasst waren.
So interessierte er sich für das Flötespielen, Poesie und Literatur. Außerdem lernte er Latein, obwohl ihm dies der König verboten hatte.
Infolgedessen kam es zu heftigen Streitigkeiten zwischen Vater und Sohn.
Um seine Erziehungsabsichten durchzusetzen, schreckte Friedrich Wilhelm auch nicht davor zurück, den jungen Fritz körperlich zu misshandeln.
Im Alter von 17 Jahren schrieb Friedrich seiner Lieblingsschwester Wilhelmine, dass ihn sein Vater am Kragen gepackt und auf grausame Weise mit dem Stock geschlagen habe. In seinem Zorn habe er vergessen, dass Friedrich sein Sohn sei.
Die körperliche Gewalt gehörte zum Alltag des Kronprinzen und traumatisierte ihn für den Rest seines Lebens.
1728 wurde Friedrich sogar in aller Öffentlichkeit von seinem Vater mit dem Stock blutig geschlagen.
Der Konflikt eskaliert
Als Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1730 Heiratspläne für seinen Sohn schmiedete, kam es zur Eskalation des Vater-Sohn-Konflikts.
Friedrich, der die Dominanz seines Vaters nicht länger ertrug, plante mit seinem Freund, Leutnant Hans Hermann von Katte, der mit ihm die gleichen Interessen teilte, die Flucht ins Ausland.
Auf einer Reise im August 1730 wollte der Kronprinz nach Frankreich entkommen. Der Plan schlug jedoch fehl, und Friedrich und Katte wurden gefangengenommen.
Friedrich Wilhelm geriet außer sich vor Wut und wollte sogar mit dem Degen auf seinen Sohn losgehen, um ihn zu töten. Daran hinderte ihn aber ein Kommandant, der dazwischentrat.
Der Soldatenkönig ließ jedoch Katte wegen Fahnenflucht vor ein Kriegsgericht stellen. Als dieser zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde, verfügte Friedrich Wilhelm die Todesstrafe.
Um seinem Sohn eine Lektion zu erteilen, ließ er das Todesurteil für Katte durch Köpfen vor den Augen Friedrichs vollstrecken.
Danach wollte der Soldatenkönig auch seinen Sohn hinrichten lassen. Aber Kaiser Karl VI. und dessen Feldherr Prinz Eugen versuchten ihn durch Fürsprache für den Thronfolger davon abbringen.
Sogar Friedrich Wilhelms alter Freund, der Feldherr Leopold von Anhalt-Dessau, fiel vor ihm auf die Knie, um für das Leben des 18-jährigen Friedrichs zu bitten.
Schließlich ließ sich der Preußenkönig erweichen und wandelte die Strafe zu Festungshaft um.
Der Konflikt mit seinem Vater Friedrich Wilhelm war für die weitere Entwicklung Friedrichs des Großen von prägender Bedeutung und wirkte sich auf sein späteres politisches Leben entscheidend aus.
Versöhnung
Es dauerte nicht lange, bis sich Vater und Sohn wieder versöhnten, zumal sich Kronprinz Friedrich dem Soldatenkönig unterwarf.
Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn blieb jedoch bis zum Lebensende Friedrich Wilhelms schwierig.
Immerhin gelang es beiden, sich mit der Situation zu arrangieren.
Der Soldatenkönig gestattete dem Thronfolger sogar, sich nach dessen Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern nach Schloss Rheinsberg zurückzuziehen.
Dort konnte sich Friedrich seinen Studien widmen und sich aus dem harten Griff seines Vaters befreien.
Eigenschaften
Trotz seines Jähzorns und seiner Strenge besaß Friedrich Wilhelm I. auch positive Eigenschaften.
So führte er ein makelloses Eheleben in Zeiten von Mätressen und sexuellen Ausschweifungen.
Außerdem war er ordnungsliebend, gründlich, pünktlich und ein guter Organisator.
Nur selten arbeitete er am Tag weniger als zehn Stunden, wodurch er seinem Volk seine Tugenden vorlebte.
Auf Widerspruch reagierte er jedoch überaus aggressiv und ging mit dem Stock sogar gegen eigene Familienmitglieder und Minister vor.
Seinem Sohn Friedrich gab er mit, „dass ein ehrenvoller König seine Angelegenheiten stets selbst verrichten müsse“.
Tod
Friedrich Wilhelm I. führte allerdings auch ein ungesundes Leben, dem er schon früh Tribut zollen musste.
Außerdem besaß er eine ungünstige erbliche Veranlagung. So wurde er häufig von Gichtanfällen geplagt, sodass er kaum noch reiten konnte. In späteren Jahren war er immer häufiger auf einen Rollstuhl angewiesen.
Der an Wassersucht leidende Soldatenkönig verstarb schließlich am 31. Mai 1740 im Stadtschloss von Potsdam.
Am 4. Juni 1740 wurde Friedrich Wilhelm I. in der Potsdamer Garnisonskirche beigesetzt.
Seine Nachfolge trat sein ungeliebter Sohn an, der als Friedrich der Große in die Geschichte einging und Preußen zu einer europäischen Großmacht aufsteigen ließ.