Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg war die Mutter von Preußenkönig Friedrich dem Großen.
Im Alter von 19 Jahren heiratete sie den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.
Im Gegensatz zu ihrem Mann pflegte sie zu ihrem Sohn Friedrich ein gutes Verhältnis.
Wer war Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg?
Bei Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, auch Sophie Dorothea von Hannover genannt, handelte sich um die Königin von Preußen und Gemahlin des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740).
Sie brachte 14 Kinder zur Welt, zu denen auch Friedrich der Große gehörte, der 1712 geboren wurde.
Herkunft
Sophie Dorothea kam am 16. März 1687 in Hannover als zweites Kind und einzige Tochter von Herzog Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (1660-1727) zur Welt.
Ihr Vater, ein Kurfürst, bestieg 1714 als Georg I. den englischen Thron, womit er das Haus Hannover begründete, das bis 1901 das britische Weltreich regierte.
Ihre Mutter war Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Celle (1666-1726) und trug den Beinamen „Prinzessin von Ahlen“.
Die Ehe der Eltern verlief sehr unglücklich, sodass es 1695 zur Scheidung kam.
Die Erziehung von Sophie Dorothea sowie ihres Bruders Georg August, der vier Jahre älter war, wurde von Großmutter Sophie übernommen.
Sophie kümmerte sich auch einige Jahre um den preußischen Kurprinzen Friedrich Wilhelm, der jedoch über einen sehr ungestümen Charakter verfügte. So verprügelte er seinen Cousin Georg August mehrere Male.
Auch seiner Cousine Sophie Dorothea gegenüber zeigte er wenig Zuneigung.
Heirat mit Friedrich Wilhelm I.
Durch die Vermittlung von Großmutter Sophie kam es am 28. November 1706 zur Heirat zwischen Sophie Dorothea und ihrem Cousin Friedrich Wilhelm I.
Während die Prinzessin von Hannover musisch veranlagt war und sich für Literatur, Mode, Kunst und Musik begeisterte, zeigte ihr Gemahl dafür kaum Interesse.
Wichtiger waren ihm seine Soldaten, was vor allem die sogenannten Langen Kerls betraf.
Obwohl Friedrich Wilhelm mit seiner Frau nur wenige Gemeinsamkeiten hatte, war sie ihm treu ergeben und pflegte ihn, wenn er krank war.
Einfluss auf Friedrich Wilhelms Politik durfte sie jedoch nicht nehmen.
Am 23. November 1707 brachte Sophie Dorothea ihr erstes Kind Friedrich Ludwig zur Welt, das jedoch schon wenige Monate später verstarb.
Die Prinzessin fiel daraufhin in eine tiefe Depression.
Weil der Hof die Befürchtung hegte, Sophie Dorothea könne keine weiteren Kinder mehr gebären, wurde Friedrich Wilhelm zur Scheidung geraten.
Aber schon bald trat bei der Prinzessin erneut eine Schwangerschaft ein, und sie brachte 1709 ihre Tochter Wilhelmine auf die Welt.
Bis ins Alter von 43 Jahren gebar sie 14 Kinder. Dies waren:
- Friedrich Ludwig (1707-1708),
- Wilhelmine (1709-1758),
- Friedrich Wilhelm (1710-1711),
- Friedrich II. (1712-1786), der spätere Preußenkönig,
- Charlotte Albertine (1713-1714),
- Frederike Luise (1714-1784),
- Philippine Charlotte (1716-1801),
- Karl (1717-1719),
- Sophie Dorothee Marie (1719-1765),
- Luise Ulrike von Schweden (1720-1782), die spätere Königin von Schweden,
- August Wilhelm (1722-1758),
- Anna Amalie (1723-1787),
- Heinrich (1726-1802),
- Ferdinand (1730-1813).
Ehe mit dem Soldatenkönig
Die ersten Ehejahre mit Friedrich Wilhelm waren schwierig für Sophie Dorothea. So erwies sich ihr Gemahl, den sie „Wilcke“ nannte, oft als misstrauisch, jähzornig und grundlos eifersüchtig.
Um ihren eigenen Weg verfolgen zu können, heuchelte „Fiekchen“, wie Friedrich Wilhelm seine Frau bezeichnete, oft Zuneigung.
Im Laufe der Jahre gewann die Hannoveranerin an Selbstvertrauen und erwarb sich den Respekt ihrer Untertanen.
Darüber hinaus präsentierte sie sich oft weltgewandt und milde. Auch für die Künste und Wissenschaften hatte sie Interesse.
Beleidigungen verzieh sie jedoch nie. Am Berliner Hof wurde die Königin häufig „Olympia“ genannt.
Trotz der vielen Zankereien mit Friedrich Wilhelm gestaltete sich das Eheleben in späteren Jahren positiver, wobei die Zuneigungsbekunden gegenüber dem König oft von Sophie Dorotheas Taktik geprägt waren.
Leben auf Schloss Monbijou
Seit 1712 lebte Sophie Dorothea auf Schloss Monbijou, in dem sie häufig ihren Sohn Friedrich traf.
Der junge Fritz liebte seine Mutter sehr und wurde von ihr nachhaltig beeinflusst.
Auf Schloss Monbijou konnte der Thronfolger auch seine geheime Bibliothek unterbringen.
Stundenlang debattierte er mit Sophie Dorothea über Philosophie.
Außerdem erlaubte ihm seine Mutter, Dinge zu tun, die auf das Missfallen seines Vaters stießen.
Dieser hatte, als er 1713 die Regentschaft von seinem Vater Friedrich I. übernahm, ein strenges Regiment der Sparsamkeit eingeführt und die aufwendige barocke Lebensweise bei Hofe abgeschafft, was seiner Frau jedoch sehr missfiel.
Als Königin erhielt sie aber einige Privilegien. So war es Sophie Dorothea gestattet, von silbernen Tellern zu speisen, und einmal pro Jahr schenkte der König ihr ein neues Winterkleid.
Auch Schloss Monbijou war ein Geschenk gewesen, das die Königin zu einem wahren Schmuckstück ausbaute. So erhielt es u. a. Spiegelzimmer sowie eine Porzellan-Galerie.
Darüber hinaus frönte Sophie Dorothea auf Schloss Monbijou der Spielleidenschaft.
Ihre Gäste wurden mit erlesenen delikaten Speisen verwöhnt. Dazu zählten zum Beispiel Taubenpasteten oder gebratener Damhirschrücken.
Friedrich Wilhelm ging inzwischen seinem Lebensinhalt, dem Militär, nach.
Sophie Dorotheas Ehepläne
Als Sophie Dorotheas Vater Georg 1714 König von England wurde, fasste sie den Plan, ihren Sohn Friedrich und seine Schwester Wilhelmine mit der englischen Prinzessin Amalie bzw. dem Prinzen von Wales zu verheiraten.
Lange Zeit schien es so, als würde sich der Traum der Königin für ihre Kinder erfüllen.
Aus politischen Gründen nahm Friedrich Wilhelm jedoch Abstand von England, womit sich die Preußenkönigin jedoch nicht abfinden wollte. So plante sie zeitweise, die Hochzeit hinter dem Rücken ihres Ehemannes durchführen zu lassen.
Obwohl stets Friedrichs cholerischer Vater für dessen unglückliche Jugend zur Verantwortung gezogen wird, hatte auch Sophie Dorothea ihren Anteil daran, weil sie mit ihren Heimlichkeiten für die Eskalation des Vater-Sohn-Konflikts sorgte.
Dessen Höhepunkt wurde im Sommer 1730 durch die missglückte Flucht Friedrichs ins Ausland erreicht.
Von der geplanten Flucht ihres Sohnes hatte Sophie Dorothea durchaus Kenntnis.
Als er in der Festung Küstrin in Haft saß, empfing sie seine Briefe.
Ihre große Enttäuschung über das Scheitern ihrer Heiratspläne ließ sich die Königin nicht anmerken und bewahrte Haltung.
War der König abwesend, fungierte Sophie Dorothea sogar zeitweilig als Reichsverweserin. Ansonsten hielt sie sich aus der Politik weitgehend heraus.
Spätere Jahre
1726 hatte Sophie Dorothea von ihrer verstorbenen Mutter eine stattliche Erbschaft erhalten.
Dadurch sah sich die Königin imstande, ihr Leben finanziell unabhängiger zu gestalten, und ersparte sich ermüdende Diskussionen mit ihrem Gemahl.
Diesen plagten mit zunehmendem Alter seine Gichtanfälle, was sich wiederum negativ auf seine Laune auswirkte. Trotzdem pflegte ihn seine Frau bis zu seinem Tode am 31. Mai 1740.
Nach Friedrich Wilhelms Ableben trat sein Sohn Friedrich II. die Nachfolge als Preußenkönig an.
Für seine Mutter war dies ein großer Vorteil. So wurde u. a. vom jungen König bestimmt, dass Sophie Dorothea nicht mit Königinwitwe, sondern mit Königinmutter anzureden sei. Bei Hofe rangierte sie noch vor Friedrichs Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1715-1797).
Zeit unter Friedrich dem Großen
Das Verhältnis zwischen Friedrich II. und seiner Mutter war sehr gut.
Häufig wurde Sophie Dorothea von ihrem Sohn zum Essen, zu Empfängen oder zu Konzerten eingeladen. Dabei galt sie als wichtigste Frau am Hof von Berlin. Voller Stolz betrachtete die Königinmutter die Regentschaft ihres Sprösslings.
Ihre letzten Jahre verbrachte Sophie Dorothea, die im Alter unter starkem Übergewicht litt, auf ihrem geliebten Schloss Monbijou.
Dort starb sie auch plötzlich und unerwartet im Alter von 70 Jahren am 28. Juni 1757.
Ihre letzten Worte sollen „Nun ist es aus!“ gewesen sein.
König Friedrich II. traf der Tod seiner Mutter schwer, zumal kurz vorher die Schlacht um Kolin verlorenging.
Er ließ sie im Berliner Dom in der Hohenzollerngruft beisetzen.