Der preußische Leutnant Hans Hermann von Katte gehörte zu den engsten Vertrauten von Kronprinz Friedrich II.
Auf Befehl von König Friedrich Wilhelm I. wurde er 1730 vor den Augen Friedrichs hingerichtet.
Herkunft
Geboren wurde Hans Hermann von Katte am 21. Februar 1704 in Berlin. Sein Vater war der Kürassieroberst und spätere Generalfeldmarschall Hans Heinrich von Katte (1681-1741). Seine Mutter war Dorothea Sophie von Katte (1684-1707), die schon früh verstarb. Bei ihrem Vater handelte es sich um den Generalfeldmarschall Alexander Herrmann von Wartensleben (1650-1734).
Der junge Hans Hermann von Katte ging nach dem Tod der Mutter zu Verwandten nach Doorth bei Deventer und wuchs bei diesen auf. Weitere Stationen waren Berlin und sein Heimatort Wust.
In den Jahren 1717 bis 1721 absolvierte er das Hallesche Pädagogium. Später nahm er Studien über Rechtswissenschaften in Königsberg und dem niederländischen Utrecht auf. Dabei hielt er auch eine sogenannte längere Kavaliersreise, eine Bildungsreise, ab, die bei adligen Sprösslingen seinerzeit üblich war. Unter anderem suchte Katte Venedig, Frankreich und England auf.
In England stattete er seiner Tante und Gönnerin Melusine Gräfin von der Schulenburg (1667-1743), der Herzogin von Kendal, einen Besuch ab.
Eintritt ins Militär
Der als intelligent geltende Katte sollte eigentlich zunächst eine zivile Laufbahn einschlagen. Gegen seinen Willen trat er im Jahr 1724 dem Kürassierregiment Gens d’armes bei. Dieser Schritt soll auf Drängen des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. geschehen sein. Im gleichen Regiment diente auch dessen Sohn und Kronprinz Friedrich II.
1728 erhielt Katte ebenso wie sein Vater die Weihe zum Johanniterritter.
Freundschaft mit dem Kronprinzen
Es dauerte nicht lange, bis der junge Friedrich Freundschaft mit Katte schloss, der sowohl gebildet und belesen als auch musisch veranlagt war. Katte, der 1729 zum Leutnant befördert wurde, nahm auch an Unterrichtsstunden des Kronprinzen wie Mechanik und Mathematik teil. Schließlich stieg der Offizier zum engsten Vertrauten Friedrichs auf. So war Friedrich vor allem von Kattes Weltgewandtheit angetan und teilte mit ihm das Interesse für Gedichte und Flötenspiel.
Katte galt allerdings auch als unbesonnen und eitel. So gab er überall mit seiner Freundschaft zum Kronprinzen an. Für den Prinzen erledigte er diverse Aufträge. Auch eine engere Beziehung zu Friedrichs Schwester Wilhelmine wurde ihm nachgesagt.
Geplante Flucht
Getrübt wurde die Freundschaft zwischen Katte und Friedrich durch dessen schwieriges Verhältnis zum König. Dieses eskalierte im Frühling 1730 bei einem Manöver im sächsischen Zeithain, das von August dem Starken abgehalten wurde. Es gab einen derart heftigen Streit zwischen Vater und Sohn, dass Friedrich den Entschluss fasste, aus Preußen zu fliehen.
Auf Schloss Promnitz weihte der Kronprinz Katte in seine Fluchtpläne ein und wollte über die Grenze nach Frankreich und von dort aus weiter nach England gehen. Friedrich sah in seiner Flucht die einzige Möglichkeit, dem strengen Regiment seines Vaters, der ihn zum Teil sogar brutal behandelte, zu entkommen.
Katte riet seinem Freund zunächst von dessen kühnem Vorhaben ab. Dann entschloss er sich jedoch, ihn zu unterstützen.
Der Fluchtversuch scheitert
Am 5. August 1730 trat Friedrich II. mit seinem Pagen Keith während einer Reise durch Süddeutschland die Flucht aus dem Quartier in Steinsfurt an. Doch schnell wurde er gestellt und seinem vor Wut rasenden Vater vorgeführt.
Nur wenige Tage später, am 16. August, erfolgte die Verhaftung Kattes in Berlin. Katte, der in Potsdam Verbindung halten sollte, war durch einen belastenden Brief als Mitwisser aufgeflogen.
Kriegsgericht
Der Soldatenkönig ließ sowohl Katte als auch den Kronprinzen im Schloss Köpenick wegen Fahnenflucht vor ein Kriegsgericht stellen. Das Gericht verurteilte Katte zu lebenslänglicher Haft in der Festung Küstrin. Außerdem wies es seine Zuständigkeit für Friedrich II. an den König zurück.
Friedrich Wilhelm I. war mit diesem Urteil jedoch überhaupt nicht zufrieden. Er gab Katte die Schuld an dem Fluchtversuch seines Sohnes und wollte seinen Tod, weil er ihn als Verführer Friedrichs ansah und ihn für dessen widerspenstiges Verhalten verantwortlich machte.
Ebenso um ein Exempel gegen den ständig widersprechenden Adel in der Altmark, in dem der Soldatenkönig „schlimme ungehorsame Leute“ sah, zu statuieren, sprach er eigenmächtig das Todesurteil für den Leutnant aus.
Auch die Fürbitte von Kattes Großvater, dem verdienten Generalfeldmarschall von Wartensleben, um das Leben seines Enkels, rührte den Soldatenkönig nicht. Immerhin verzichtete er aus Respekt vor Kattes Familie darauf, diesen vor der Hinrichtung mit glühenden Zangen foltern zu lassen.
Kattes Hinrichtung
Am 6. November 1730 wurde Hans Hermann Katte in der Festung Küstrin durch Enthauptung mit dem Schwert hingerichtet. Auf Befehl von König Friedrich Wilhelm I. musste Friedrich II. dabei zusehen. Schon vor der Hinrichtung soll Friedrich in Ohnmacht gefallen sein.
Das harte Vorgehen des Soldatenkönigs wurde damit erklärt, dass er unbedingt das Gleichheitsprinzip bewahren wollte. So wurden alle Untertanen gleichermaßen für Hochverrat und Fahnenflucht bestraft.
Zunächst wollte Friedrich Wilhelm auch seinen Sohn hinrichten lassen, besann sich jedoch eines Besseren und begnadigte ihn später, zumal sich Kaiser Karl VI. und Prinz Eugen für ihn einsetzten.
Kattes Beisetzung fand in der Ostgruft in der Kirche von Wust statt.
Auswirkungen auf Friedrich II.
Kattes Tod war für Friedrich II. ein verstörendes, traumatisches Erlebnis. Zahlreiche Historiker sahen in der Hinrichtung, der der Kronprinz beiwohnen musste, den Auslöser für die verschiedenen menschlichen Schwächen des späteren preußischen Monarchen.
Selbst als aus Friedrich der „alte Fritz“ geworden war, war es nicht erlaubt, Kattes Namen bei Hofe auszusprechen. So hatte dessen Tod für den Rest seines Lebens eine tiefe Wunde in der Seele des erfolgreichen Königs hinterlassen.