Der Erste Schlesische Krieg war auch die erste militärische Auseinandersetzung zwischen Preußen unter Friedrich dem Großen und Österreich.
Dabei ging es unter anderem um die österreichische Erbfolge.
Vorgeschichte des Ersten Schlesischen Krieges
Das Jahr 1740 brachte sowohl in Preußen als auch in Österreich große politische Veränderungen, die sich auf die deutsche Geschichte maßgeblich auswirken sollten.
Am 31. Mai 1740 trat Kronprinz Friedrich II. die Nachfolge seines verstorbenen Vaters Friedrich Wilhelm I. an.
Friedrich avancierte zu einem der bedeutendsten Verfechter des aufgeklärten Absolutismus.
Nur wenige Monate später ergab sich in Österreich durch den Tod von Kaiser Karl VI. ebenfalls ein Wechsel in der Macht.
Da der Kaiser jedoch keinen männlichen Thronfolger hinterlassen hatte, wurde aufgrund der Pragmatischen Sanktion dessen Tochter Maria Theresia (1717-1780) Kaiserin.
Die Pragmatische Sanktion, die seit 1713 galt, war von den meisten Staaten anerkannt worden.
Dennoch widersprachen sowohl Kurfürst Karl Albrecht von Bayern (1697-1745) als auch der junge Preußenkönig Friedrich II. der weiblichen Thronfolge.
Karl Albrecht wollte selbst Kaiser werden und begehrte die Länder der Habsburger.
Friedrich der Große wollte wiederum Schlesien zum Teil Preußens machen.
Als Begründung für seinen Anspruch nannte Friedrich die Liegnitzer Erbverbrüderung aus dem Jahre 1537.
Nach dieser Regelung sollten die schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau an Brandenburg fallen, wenn die schlesischen Piasten ausstarben.
Allerdings war die Rechtmäßigkeit der Liegnitzer Erbverbrüderung schon von König Ferdinand von Böhmen (1503-1564) bestritten und im Jahr 1546 wieder aufgehoben worden.
1675 kam es tatsächlich zum Aussterben der schlesischen Piasten, sodass der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) bei Kaiser Leopold I. (1640-1705) Anspruch auf die Fürstentümer von Schlesien erhob.
Der Kaiser lehnte dieses Ansinnen jedoch ab.
Friedrichs Ultimatum
Durch den Tod von Karl VI. sah Friedrich II. nun die Gelegenheit gekommen, Preußens Macht in Europa zu vergrößern.
Ihm war klar, dass es schon bald Konflikte um den Kaiserthron geben würde.
In der Tat machten Bayern, Sachsen und Frankreich gegen Habsburg mobil.
Darüber hinaus beschuldigte Friedrich Österreich der Unterdrückung der Protestanten.
Weil zudem in Russland durch den Tod von Zarin Anna ebenfalls politische Unruhen herrschten, erschien Friedrich die Möglichkeit günstig, militärisch gegen Österreich vorzugehen.
Am 11. Dezember 1740 stellte der Preußenkönig Österreich ein Ultimatum. So war er bereit, die Pragmatische Sanktion anzuerkennen, wenn Österreich ihm dafür Schlesien überließ.
Außerdem versicherte er, Maria Theresias Ehemann Franz Stephan von Lothringen (1708-1765) bei der Wahl zum Kaiser zu unterstützen und militärische Hilfe zu leisten.
Friedrich wartete jedoch nicht auf die Antwort Österreichs, sondern ließ seine Truppen in Schlesien einmarschieren.
Damit begann der Erste Schlesische Krieg.
Kriegsvorbereitungen
Schon am 28. Oktober 1740 hatte Friedrich II. seinen Generalfeldmarschall Kurt Christoph von Schwerin sowie Außenminister Graf Heinrich von Podewils mitgeteilt, dass er Schlesien einnehmen wollte.
Am 8. November erfolgte die Mobilmachung der preußischen Truppen.
Damit sie entsprechend versorgt werden konnten, wurden an der Oder mehrere Magazine mit Getreide angelegt.
Um die Österreicher in die Irre zu führen, ließ Friedrich das Gerücht verbreiten, dass Jülich-Berg besetzt werden sollte.
Preußen verbündete sich außerdem mit Bayern, Sachsen, Kurköln, Frankreich, Spanien, Neapel und Schweden, die den Habsburgern allesamt nicht wohlgesonnen waren.
Österreich schloss dagegen Bündnisse mit Großbritannien, Russland, der Niederlande und Sardinien.
Der Preußenkönig plante, Schlesien mit zwei Korps zu besetzen.
Das erste Korps setzte sich aus 20 Bataillonen, 32 Schwadronen sowie 34 Geschützen zusammen.
Das zweite Korps bestand aus sieben Bataillonen, zehn Schwadronen und acht Geschützen.
Den Habsburgern standen in Schlesien mit einem Infanterieregiment sowie einer Freikompanie nur schwache Kräfte zur Verfügung.
Die Österreicher verstärkten ihre Truppen im Dezember 1740 jedoch um drei Infanterieregimenter, acht Dragonerkompanien sowie eine weitere Freikompanie auf insgesamt 7.359 Soldaten.
Friedrich marschiert in Schlesien ein
Ohne eine Antwort auf das am 11. Dezember 1740 gestellte Ultimatum abzuwarten, marschierte Friedrich am 16. Dezember mit 27.000 Mann in Schlesien ein, was die Österreicher völlig überraschte.
Von den Protestanten wurden die Preußen sogar als Befreier von religiöser Unterdrückung begrüßt.
Schon Ende Januar 1741 befanden sich kaum noch österreichische Streitkräfte mehr in Schlesien.
Lediglich in den Festungen Glogau, Neiße und Brieg hielten sich noch schwache Garnisonen, die sich einer preußischen Belagerung ausgesetzt sahen.
Preußen bereitete bereits die Eingliederung der besetzten Gebiete in das Königreich vor.
Außerdem mussten die schlesischen Fürstentümer hohe finanzielle Abgaben leisten.
Frühjahrsfeldzug 1741
Durch sein schnelles Handeln hatte sich Friedrich II. erhofft, dass die Habsburger einen freiwilligen Verzicht auf Schlesien erklären würden.
Diese Hoffnung zeigte sich jedoch im Frühjahr 1741 nicht erfüllt.
Auch Frankreich und England unternahmen keinerlei Anstrengungen, zwischen Preußen und Österreich zu vermitteln.
Friedrich befürchtete sogar, dass sich ein starkes Bündnis gegen ihn zusammenbrauen konnte.
Er sah sich nicht in der Lage, die offenen Grenzen Preußens gegen eine feindliche Koalition zu verteidigen.
Um das preußische Kernland auf einen möglichen Angriff vorzubreiten, ließ der Preußenkönig 28 Bataillone und 42 Eskadronen in Brandenburg konzentrieren, deren Oberkommando Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1700-1751) übernahm.
Der Fürst sollte die Mark Brandenburg vor denkbaren Angriffen aus Sachsen oder Hannover schützen.
Da die militärische Lage allerdings nicht bedrohlich war, setzte Friedrich seine Angriffe in Schlesien fort, sodass am 9. März die Festung Glogau eingenommen werden konnte.
Allerdings starteten die Österreicher unter Generalfeldmarschall Wilhelm Reinhard von Neippberg (1684-1774) bei Olmütz mit etwa 15.000 Mann früher als erwartet eine Gegenoffensive.
Es gelang den Österreichern, die preußischen Truppen voneinander zu trennen und Neiße zu entsetzen.
Bei dem Dorf Mollwitz kam es am 10. April 1741 zu Friedrichs erster Schlacht, die die Preußen siegreich beendeten.
Es gelang, die Verbindung nach Niederschlesien wiederherzustellen.
Allerdings behielten die Österreicher die Kontrolle über Oberschlesien und Neiße.
Im Mai nahmen die Preußen die Festung Brieg ein.
Eine größere Offensive wollte Friedrich trotz zahlenmäßiger Überlegenheit jedoch nicht riskieren.
Bündnis gegen Österreich
Durch Friedrichs Erfolge gelangten Bayern und Frankreich zu dem Schluss, dass die Habsburger leicht zu besiegen seien.
Um die Gunst der Stunde zu nutzen, schlossen beide Staaten mit Spanien in Nymphenburg im Mai 1741 ein Bündnis gegen Österreich.
Dieses Bündnis beobachtete der englische König Georg II. mit großer Sorge, da er befürchtete, Frankreich und Preußen könnten nun Hannover angreifen.
Aus diesem Grund unternahm er den Versuch einer Vermittlung zwischen Preußen und Österreich.
England war jedoch nicht imstande, Preußen eine Garantie auf Schlesien auszusprechen.
Daher trat König Friedrich dem Bündnis von Nymphenburg bei. Das Gleiche taten Sachsen und Sardinien.
Von den Franzosen wurde Preußen der Besitz Schlesiens garantiert.
Mit Frankreich und Bayern an der Seite fühlte sich der junge Preußenkönig sicher, zumal Schweden Russland im September 1741 angriff.
Allerdings tat sich die preußische Armee schwer damit, die österreichischen Streitkräfte aus Schlesien zu verdrängen.
Währenddessen drangen bayerische Truppen in Österreich ein,
Friedrich denkt um
Da sich der Krieg um Schlesien länger hinzog als von Friedrich gedacht und er finanzielle Probleme befürchtete, schlug er den Österreichern vor, die Kämpfe zu beenden.
Während Österreich und Frankreich sich gegenseitig bekriegten, wollte Friedrich seine Armee schonen.
Aus taktischen Gründen stimmten die Österreicher Friedrichs Vorschlag zu, sodass es am 9. Oktober 1741 zum geheimen Vertrag von Kleinschnellendorf kam.
Die Österreicher zogen ihre Streitkräfte aus Schlesien ab, um sie gegen die Franzosen einzusetzen.
Weil Frankreich, Bayern und Sachsen Ende 1741 erfolgreich gegen Österreich vorgingen, stritt Friedrich geheime Absprachen mit Maria Theresia ab.
Stattdessen bezog seine Armee in Böhmen und Mähren Quartier und marschierte in Oberschlesien ein.
Seine Verbündeten nahmen derweil Prag ein.
Feldzug in Mähren
Weil die Österreicher gemäß dem Abkommen von Kleinschnellendorf ihre Truppen aus Böhmen und Mähren weitgehend abgezogen hatten, konnten die Preußen ungehindert vormarschieren.
Am 27. Dezember 1741 eroberten sie Olmütz und brachten den größten Teil Mährens unter ihre Kontrolle.
Friedrich hatte nicht die Absicht, Österreich zu zerschlagen, wollte es jedoch deutlich schwächen.
Zusammen mit den Sachsen stießen die Preußen im Februar 1741 langsam in südlicher Richtung vor, während sich die Österreicher zurückzogen.
Friedrichs Vorschlag an Österreich, die Kämpfe einzustellen, wenn Kaiserin Maria Theresia auf Schlesien und Böhmen verzichtete, wurden barsch abgelehnt.
Um weiter vormarschieren zu können, reichte die Truppenstärke der Preußen und Sachsen nicht aus.
Darüber hinaus war die Proviantversorgung vernachlässigt worden, sodass es zu Engpässen kam.
Anfang März 1742 mussten sich Preußen und Sachsen zurückziehen.
Schlacht bei Chotusitz
Am 17. Mai 1742 kam es in Böhmen zwischen Preußen und Österreichern zur Schlacht von Chotusitz.
Dabei standen 23.500 Preußen 28.000 Österreichern gegenüber.
Durch einen Angriff auf die linke Flanke der Österreicher konnte der Preußenkönig die Schlacht für sich entscheiden.
Trotz seines Sieges setzte Friedrich II. auf Verhandlungen mit Österreich, da er eine weitere Konfrontation befürchtete.
Er war nun bereit, auf böhmische Gebiete zu verzichten und sich mit dem Besitz Schlesiens zu begnügen.
Eine bedeutende Rolle spielte dabei sein schrumpfendes Kriegsbudget.
Auch Maria Theresia gelangte zu der Einsicht, dass es im Hinblick auf den Österreichischen Erbfolgekrieg besser war, die eigenen Kräfte nicht zu zersplittern.
Frieden von Breslau
Am 11. Juni 1742 wurde der Erste Schlesische Krieg durch die Unterzeichnung des Vorfriedens von Breslau beendet.
Der britische Gesandte Lord Hyndford hatte die Verhandlung vermittelt.
Der größte Teil Schlesiens sowie die böhmische Grafschaft Glatz fielen an Preußen.
Die schlesischen Gebiete jenseits der Oppa blieben bei Österreich.
Preußen wurde wiederum dazu verpflichtet, aus dem anti-österreichischen Bündnis auszutreten.
Außerdem musste es für die schlesischen Schulden gegenüber Großbritannien, die 1,7 Millionen Gulden betrugen, aufkommen.
Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Berlin am 28. Juli 1742, der den Vorfrieden von Breslau bestätigte, endete der Erste Schlesische Krieg endgültig.