Friedrich der Große dehnte nicht nur die preußischen Gebiete aus, sondern baute das Land auch von innen auf.
Teil davon war seine Schul- und Bildungspolitik.
Schulpflicht in Preußen
Die Schulpflicht in Preußen war bereits im Jahre 1717 durch Friedrichs Vater, den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), eingeführt worden.
Zuvor hatte die Bildung in Preußen nicht unbedingt zu den herausragendsten Errungenschaften des Staates gehört.
Außerdem war auch nicht genug Geld vorhanden, um den Bau der Schulen sowie die Lehrkräfte zu bezahlen.
Nicht zuletzt mussten die Kinder oft für ihre Eltern arbeiten.
Dennoch galt die am 28. September 1717 eingeführte Schulpflicht in Preußen als Meilenstein.
König Friedrich Wilhelm I. erhoffte sich dadurch auch gute Untertanen.
Zwar hatte es auch schon vor der Einführung der Schulpflicht privaten Unterricht für die Kinder der Oberschicht gegeben und Jungen mit größeren Talenten standen mitunter die Klosterschulen offen.
Außerdem gab es einige Dorf- und Sonntagsschulen, in denen allerdings die Religion im Vordergrund stand.
Die Mehrheit der Kinder konnte jedoch keine Schule besuchen.
Durch die Einführung der Schulpflicht mussten die Eltern ihre Sprösslinge unter Androhung von Strafen im Winter jeden Tag und im Sommer mindestens ein oder zwei Mal pro Woche zur Schule schicken.
Dennoch gelang dem Soldatenkönig die Durchsetzung der Schulpflicht letztlich nicht. So leisteten zahlreiche Bauern gegen das Edikt Widerstand.
Ein weiteres Problem stellte der Mangel an Schulen dar.
Darüber hinaus befanden sich die bereits vorhandenen Lehrinstitute in einem miserablen Zustand.
So beklagte sich ein Pfarrer aus Brandenburg, dass 60 bis 100 Schüler wie Heringe in einem Schulraum zusammengepfercht waren.
Ein weiterer Nachteil bestand zudem darin, dass die Schulpflicht nur für Orte galt, an denen sich bereits eine Schule befand. In vielen Gemeinden Preußens war dies jedoch nicht der Fall.
Ein anderes, aber nicht minder schweres Problem war der Mangel an geeigneten Fachkräften.
So waren zu Beginn des 18. Jahrhunderts gar keine qualifizierten Lehrer vorhanden. Meist diente der Dorfküster als Schulmeister.
Der König ließ daraufhin ehemalige Soldaten, Handwerker oder Tagelöhner als Lehrer einstellen, doch hatten diese oft selbst Probleme mit Lesen, Schreiben und Rechnen.
Des Weiteren fiel die Bezahlung überaus schlecht aus.
Friedrich Wilhelm I. versuchte am 30. Juli 1736 mit der „Principia regulativa“ seine Schul- und Bildungspolitik zu verbessern, doch als er 1740 starb, sah sich sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. zahlreichen Problemen ausgesetzt.
1741 ermahnte der junge König den Adel, „sich eifrig der Schulen in ihren Dörfern anzunehmen“, und befahl strenge Kontrollen.
In den meisten Fällen wurde diese königliche Anordnung jedoch einfach ignoriert.
Mit dem Ausbruch der beiden Schlesischen Kriege 1740 bis 1742 und 1744/45 musste Friedrich dann anderen Dingen seine Aufmerksamkeit widmen.
Lehrerseminare und kirchliche Initiativen
Zu den wichtigsten Personen für die Reformen der preußischen Schul- und Bildungspolitik gehörten die evangelischen Geistlichen Johann Julius Hecker (1707-1768) und Johann Friedrich Hähn (1710-1789).
Der gebildete Geistliche Hähn arbeitete 1743 als Klosterprediger und Schulinspektor.
Als er 1749 als Feldprediger in einem preußischen Regiment tätig war, setzte er sich für Verbesserungen der Bildung ein. Dabei geriet er in Kontakt mit dem Theologen Johann Julius Hecker.
Dieser hatte 1747 in Berlin die erste praxisorientierte Realschule ins Leben gerufen und ein Seminar zur Ausbildung von Lehrern gegründet.
Für Hecker verfasste Hähn die Schrift „Agenda scholastica“.
Ab 1752 arbeitete Hähn an der Berliner Realschule als zweiter Schulinspektor.
Von Friedrich II. wurde er zum Lehrer von Prinz Friedrich Wilhelm (1744-1797) ernannt und stieg zum Generalsuperintendent der Altmark und Priegnitz auf.
Darüber hinaus hielt Hähn Lehrerseminare ab, um die Lehrer zu versammeln und weiterzubilden.
Hecker und Hähn erhielten mit ihren Bemühungen große Zustimmung von Friedrich dem Großen, der sich als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus sah und sich dem humanitärem Gedankengut gegenüber aufgeschlossen zeigte.
So waren Friedrich Verbesserungen bei der Lehrerausbildung sowie dem Volksschulwesen sehr wichtig.
Daher ernannte der Preußenkönig Heckers Schulinstitut zum staatlichen Schulmeister- und Küsterseminar.
Zugute kam Hecker zudem der Seidenanbau, denn die Seidenzucht lag Friedrich dem Großen besonders am Herzen, weil er durch das Kultivieren von Seidenraupen Preußen unabhängig von den Seidenimporten machen wollte.
Als der Siebenjährige Krieg 1763 zu Ende ging, konnte sich Friedrich der Große endlich wieder seiner Schul- und Bildungspolitik widmen.
Das Generallandschulregiment
Friedrich II. hatte in den ersten Jahren seiner Herrschaft mehrere Kriege führen müssen.
Vor allem der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 hatte an den Schuleinrichtungen auf dem Land verheerende Folgen.
Noch immer dienten die Kinder ihren Eltern als Arbeitskräfte und es fehlten qualifizierte Lehrer.
Um dies zu ändern, führte Friedrich der Große am 12. August 1763 das sogenannte Generallandschulregiment ein. Dabei handelte es sich um die erste Schulordnung, die im gesamten Preußen Gültigkeit besaß.
Durch das Generallandschulregiment wurde die Entwicklung der Volksschule eingeführt und leitete den Durchbruch der allgemeinen Schulpflicht in ganz Deutschland ein.
Es gilt als das bedeutendste Schulreglement des gesamten 18. Jahrhunderts.
Gemäß dem Generallandschulreglement sollten die Eltern ihre Söhne und Töchter zur Schule schicken, damit sie dort lesen und schreiben erlernten sowie im Nötigsten des Christentums unterwiesen wurden.
Die Schulpflicht umfasste acht Jahre.
Die Kosten für das Schulgeld betrugen sechs Pfennig.
Darüber hinaus wurde ein konkreter Lehrplan erstellt. Neben dem Lesen und Schreiben sangen die Kinder Kirchenlieder und beteten.
Der Unterricht wurde am Vormittag sowie am Nachmittag abgehalten.
Aber auch die Anforderungen an die Lehrer beinhaltete das Generallandschulregiment.
Eine Stelle erhielten nur Personen, die mit der Methode des Schulhaltens des kurmärkischen Küster- und Schulseminars vertraut waren.
Dazu zählte auch der Seidenbau, der von Johann Julius Hecker in dessen Seminaren gelehrt wurde.
Der Anbau konnte dem Dorflehrer auch als Nebeneinkunft dienen.
Dieser Zusatzverdienst war für die Lehrer auch dringend geboten, weil sie oft nur mit Naturalien bezahlt wurden und häufig kaum Geld zum Leben besaßen.
Zahlreiche Bestimmungen des Generallandschulregiments waren keineswegs neu und bestimmten regionalen Gesetzen entnommen. Sie galten jedoch fortan im ganzen Land.
Der Staat machte mit der Einführung des Regiments außerdem klar, dass ihm die Bildung der Bürger am Herzen lag.
Folgen der Schul- und Bildungspolitik Friedrichs des Großen
Trotz Friedrichs gutgemeinter Schulreform besserten sich die Bedingungen in den Provinzen nur zäh. So mangelte es nach wie vor an finanziellen Mitteln für öffentliche Schulen.
Daher verfehlte das Generallandschulregiment in zahlreichen preußischen Regionen seine Wirkung.
Ein großes Problem war, dass sich viele Eltern gar nicht in der Lage sahen, das Schulgeld aufzubringen.
Des Weiteren waren sie auf die Arbeitskraft ihrer Kinder angewiesen.
Ebenso leisteten viele adlige Grundbesitzer gegen die Schulreform Widerstand.
Auf der anderen Seite gab es auch Grundbesitzer wie Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805), die auf eigene Kosten Schulen errichten ließen, wie zum Beispiel in Reckhahn bei Brandenburg an der Havel, wo für 900 Taler eine Schule gebaut wurde, die einen gut qualifizierten Lehrer erhielt.
So hatte von Rochow bemerkt, dass der Bildungsstand der Bauern und Gutsarbeiter für die erfolgreiche Durchführung von Reformen nicht ausreichte.
Aus diesem Grund benötigte die Landbevölkerung seiner Auffassung nach eine bessere Schulbildung.
Daher ordnete er 1773 an, eine Dorfschule zu errichten, die zur Musterschule avancierte.
Inspiriert durch diesen Erfolg ließ von Rochow auf seinen Gütern weitere Schulen bauen.
Eine weitere Schwierigkeit war der Mangel an Schulen, die nicht in jedem Ort vorhanden waren.
In manchen Schulen drängten sich in einem engen Raum bis zu 100 Schüler aller Altersklassen, für die nur ein einziger Lehrer zur Verfügung stand.
Bis ins Jahr 1800 wurden die Schulen lediglich von ungefähr 50 Prozent der schulpflichtigen Kinder in Preußen besucht.
Erst ab 1816 wuchs die Schulbesuchsquote mit der Zeit und erreichte 1846 mehr als 80 Prozent.
Von Nachteil war weiterhin, dass die Bildungsmöglichkeiten der ländlichen Bevölkerung begrenzt blieben.
So erhielten die Schüler lediglich eine Grundausbildung, sodass höhere Stellen in Justiz und Militär weiterhin vom Adel besetzt wurden, der qualifiziertere Schulen in den Städten besuchen konnte.
1772 gelangte Friedrich der Große zu dem Schluss, dass das Vernachlässigen der Jugenderziehung ein großer Schaden für die bürgerliche Gesellschaft sei.
Daher wollte er alles dafür tun, diesem Übel abzuhelfen und Gymnasien, Universitäten und Dorfschulen zu reformieren. Dabei war dem König durchaus klar, dass er die Früchte seiner Arbeit nicht mehr erleben würde.
Im Grunde genommen dauerte es noch bis zur Reichsgründung 1871, bis im Zuge des deutschen Wirtschaftsaufschwungs ein Schulbauprogramm entstand, das die Schullandschaft bis in die Gegenwart prägte.
Friedrich als Förderer von Kunst und Wissenschaft
Friedrich II. galt auch als eifriger Förderer von Wissenschaft und Kunst.
Zum Beispiel sorgte er dafür, dass die Preußische Akademie der Wissenschaften zum Zentrum von Forschung und Lehre der neuen Aufklärung wurde.
Zu den prominenten Gästen zählten auch französische Aufklärer wie Voltaire (1694-1778).
Ohnehin schätzte Friedrich die französische Sprache und Literatur über alles und verfasste verschiedene literarische Werke in französischer Sprache.
Schließlich widmete sich der begabte Flötist auch der Musik und komponierte mehrere Stücke.